Von Kindsbeinen an fasziniert von geistlicher Musik – Ein Gespräch mit Domkapellmeister Andreas Gut

«Die Liebe zur Kirchenmusik wurde in mir schon früh geweckt, grosse geistliche Musik vom Plattenspieler war zu Hause Tag für Tag zu hören», erzählt Andreas Gut, seit dem 1. Februar neuer Domkapellmeister an der Kathedrale St.Gallen.

Auszug aus «Pfarreiforum» Juli 2017

www.pfarreiforum.ch (eg)

Foto Regina Kühne

Aufgewachsen in Pfaffhausen ZH und Eggenwil AG bei Bremgarten, erlernte er zunächst das Klavierspiel und landete mit 14 Jahren beim Orgelspiel, begleitete die Gemeindelieder im Gottesdienst. So spürte der talentierte Bub schon in der Sekundarschule den Wunsch, Musiker zu werden. Mit 16 erlebte er erstmals einen Gottesdienst in der Kathedrale Notre-Dame in Paris. Fasziniert von der eindrücklichen Liturgie sagte er sich: «Da muss ich wieder hin!» Während der KV-Lehre reiste er an den Wochenenden immer wieder nach Paris, lernte dort auch die Gregorianischen Gesänge kennen. «Während meines sechsmonatigen Sprachaufenthalts vertiefte sich die Beziehung zu der Kathedrale und zu ihrer Liturgie.» Später, als Touristenführer, vermittelte er deutschsprachigen Besuchern die Geschichte des Glaubens, die in Notre-Dame sichtbar wie in einem Bildband in Stein gemeisselt dargestellt ist.

Schlüsselerlebnis

«In der Kathedrale Notre-Dame habe ich ganz bewusst die Entscheidung getroffen, Kirchenmusiker zu werden. Es war an dem Ort im südlichen Seitenschiff, wo der Schriftsteller und Dichter Paul Claudel während der Weihnachtsvesper 1886 seine Bekehrung erlebt hatte. Ich spürte den Wunsch, so Musik zu spielen, dass die Menschen vom Geheimnis Gottes berührt werden», sagt Andreas Gut. So begann er mit 24 Jahren das Musikstudium am Konservatorium Winterthur in der Orgelklasse von Rudolf Meyer und schloss nach vier Jahren mit dem Berufsdiplom ab. Von 1996 bis 1999 besuchte er die Akademie für Schul- und Kirchenmusik in Luzern mit der Ausbildung in Kirchenmusik und Chor- und Orchesterleitung.

Traum erfüllt sich

Seit dem 1. März 1998 wirkte Andreas Gut als Hauptorganist in der Kirchgemeinde KüsnachtErlenbach ZH. «Mein Bubentraum, Kirchenmusiker zu werden, war in Erfüllung gegangen – und auch mein Traum von einer Familie: Im Juni des gleichen Jahres heiratete ich Alexandra Keusch. Drei Kinder wurden uns geboren: Florian-Nicola (2001), Janina-Nadja (2003) und Sebastian-Noël (2010). In Küsnacht-Erlenbach entfaltete Andreas Gut bis zu seinem Wechsel nach St.Gallen eine reiche Kirchenmusiker-Tätigkeit: Ab 2002 baute er aus einem Basis-Chor von 24 Sängerinnen und Sängern ein Kantorat auf, weiter setzte es sich für einen Kinderchor ein, gründete den Jugendchor «funtastic» – ein Chor für moderne Musik; zudem leitete er verschiedene andere Chöre: die Schola Gregoriana, den Silberchor, das Vokalensemble «Ensemble Bleu» sowie Chor und Orchester der Kantorei St.Georg.

Begeisterung wecken

«Ich möchte die Leute mehr zum Singen bringen», ist ein tiefer Wunsch von Andreas Gut. Jetzt in St.Gallen zeigen sich neue Möglichkeiten mit den verschiedenen Chören der Kathedrale. «Am meisten erfüllen mich schön gestaltete Gottesdienste», sagt der neue Domkapellmeister. Mit der Musik möchte er dazu beitragen, dass die Liturgie zu einem grossen Ganzen wird. «Wenn dabei die Gottesdienst-Gemeinde voll und kräftig singt, dann geht mein Herz auf, dann ist das Hauptziel erreicht!» bekennt Andreas Gut. «Kirchenmusik darf nie ‹museal› sein, sie muss mit dazu beitragen, die Begeisterung für die frohmachende Botschaft des Evangeliums zu wecken und zu vertiefen.» Andreas Gut, mit Leib und Seele Kirchenmusiker, freut sich jetzt schon auf den Jubiläums-Gottesdienst «250 Jahre Barocke Stiftskirche» (heutige Kathedrale) am Sonntag, 13. August, und auf sein Antrittskonzert am Samstag, 25. November, am Vorabend des Christ-KönigsFestes, mit dem Domchor und dem Collegium Vocale. Dabei ist ihm das Miteinander aller Akteure wichtig. «Ja», sagt er, «Kirchenmusik ist meine Passion!»

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